Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Weingilde Gallus - Berichte & Fotos

 

Rorschach: Mehr wie 50 Mitglieder und Gäste der Weingilde GALLUS erlebten einen ungeahnt spannenden Degustationsabend mit für viele erstmalig verkosteten Raritäten, ja weltweite Einzigartigkeiten aus dem Wallis.

Es war ein Glücksfall, Josef – Marie «Chosy» Chanton mit seiner Frau Marlis am Samstag, 30. September 2023 in der HPV in Rorschach zu Gast zu haben. Auf Einladung der Weinmagisterin Bea Blattner und Weinmagister Felix Indermaur waren sie aus dem Wallis angereist, um ihre speziellen Raritäten vorzustellen. Das Thema interessierte: Rund 50 Gildenmitglieder waren erwartungsvoll am frühen Samstagabend gekommen und nahmen an den gediegen gedeckten Tischen Platz. Der ganze Abend war dann kulinarisch und önologisch höchst genussvoll und interessant. Ein voller Erfolg! Er übertraf wohl alle Erwartungen.

Es gibt in der Schweiz kaum einen Winzer, der sich mehr für den Erhalt, ja vergessener alter Rebsorten eingesetzt hat als der Visper Chosy Chanton. Das Auffinden von einheimischen Sorten ist sein Verdienst. Mit der gleichen Leidenschaft, wie er die verschollenen Sorten aufgefunden hat, stellte er zusammen mit seiner Frau die Raritäten mit fundierten Erklärungen vor. Chosy mit seinem Walliser Dialekt. Zum Apéro – ohne Begleitung, denn diese wäre unpassend gewesen - wurden vier Weisse degustiert, die selbst ein Weinkenner kaum kennt. Je zwei Weine wurden ausgeschenkt. Zunächst der Gwäss. Marlis hat ein fundiertes und enormes Weinwissen und konnte in charmanter Art Erklärungen zum Wein geben. Sie bekundete, dass diese Rebsorte sogar als die älteste bekannte Rebsorte der Welt gilt. Früher galt dieser Wein als Durstlöscher. Dank der sorgfältigen Vinifizierung von Chosy präsentiert sich der Gwäss heute als wunderbarer, fruchtiger Wein. Ebenso der Plantscher, eine Grosskind vom Gwäss. Fast ein Zufall, dass es diesen Wein überhaupt gibt. In der alten Pergola in St. German fand Chosy diese Sorte und hat sie quasi gerettet. In der nächsten Runde wurden der Lafnetscha und Himbertscha vorgestellt. Beide sind Halbgeschwister, haben sie doch den Humagne blanc als Elternteil. Die Chantons kennen bestens die Stammbäume der einzelnen Weine, wissen auch, wann sie vor Jahrhunderten erstmals erwähnt wurden.

Nach den erlesenen Weinen, die wohl alle überraschte, war es Zeit für einen ersten kulinarischen Genuss: Gildenmitglied und Küchenchef Werner Fuchs hatte ein exquisites viergängiges Menü zusammengestellt. Natürlich mit Walliser Ausrichtung. Das zarte Carpaccio vom heimischen Hirsch mit dem Traubensalat einfach phänomenal. Dazu gab es den weissen Resi, im Val d’Anniviers als Vin de Glacier bekannt ist. Eine eher komplizierte Rebsorte! Zu einem Raclette ein idealer Begleiter. Der Cornalin einfach ein Gedicht. Kräftig, satte Struktur.

Man hatte während des ganzen Abends genug Zeit, die verschiedenen Weine ausführlich zu kosten und sich mit den Tischnachbarn auszutauschen. Als Hauptgang wurde ein zartes Kalbsschnitzel nach Walliser Art, zusammen mit einer Madère – Sauce serviert. Dazu ein Risotto mit Munder Safran sowie eine  Gemüseauswahl vom Markt. Die Küche von Werner Fuchs einfach hervorragend! Der Risotto mit dem roten Gold, wie der Safran im Wallis auch genannt wird, eine wahre Gaumenfreude! Dazu wurde ein Petite Arvine kredenzt. Nebst dem Heida gilt der Petite Arvin ja mittlerweile als sehr bekannte Spezialität des Wallis und beide Weisse haben in den vergangenen 15 Jahren einen wahren Siegeszug gemacht. Der Arvine vom Weingut Chanton präsentiert sich einzigartig, leicht salzig und mit schöner Säure. Wunderschön! Nicht wie oft mit viel Restsüsse. Der zweite Begleiter zum Hauptgang war ein fruchtiger Syrah. Herrlich, all die Aromen, die dieser Wein entfaltet. Der Ursprung des Syrah liegt nicht wie vermutet in Persien, sondern soll in Frankreich beheimatet gewesen sein.

Im Wallis werden auch viele ausgezeichnete Käse in grosser Vielfalt produziert. Dies bestätige die Käseauswahl, die als erster Dessert aufgetischt wurde. Dazu ein Birnen-Chutney und Winzerbrot. Zum Käse braucht es auch immer einen passenden Wein. Kaum bekannt bei allen war wohl der Eyholzer Rote. Dieser wird einzigartig nur bei Chanton kultiviert. Dieser hellrote Wein wurde kühl serviert. So muss es sein, erläuterte Marlis. Der einzigartige Charakter des Eyholzer Roten (wahrscheinlich aus dem Aostatal stammend) will gesucht und verstanden werden. Eine leicht süsse Note zeigte der Riesling feinherb (so genannt). Gerade zu Blauschimmelkäse ein passender Begleiter. Und dann gab es auch auf dem Teller Süsses: Eine exzellente Walliser Aprikosen-Tarte und dazu ein Vanilleeis.

Felix dankte dem Küchenchef und seinem Team für die erstklassige Bewirtung und alle Geniesser des Abends spendeten grossen Applaus.

Ja, es war ein genussreicher, wohl unvergesslicher Abend. Grandios die Weine mit den einzigartigen Rebsorten.  Grossen Dank an Chosy und Marlis. Einfach wunderbar, wie die Chantons mit Leidenschaft, mit Mut und ausserordentlicher Begabung ihre Raritäten und Spezialitäten pflegen.  Bea Blattner und Felix Indermaur kennen den leidenschaftlichen Weinproduzenten von früher. Ihnen ist zu verdanken, dass sie ihn mit seiner Frau für den Anlass gewinnen konnten. Den beiden Verantwortlichen für die ganze Organisation gehört unser grosser Dank.    Bericht: Beda Germann, Gildenmitglied

pdfEinladung Autochtone Sorten vom Wallis